Jeder der eine Kamera besitzt und sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt hat schon mal davon gehört. Jetzt geht es um die blaue Stunde, die es zwei mal am Tag gibt. Also wenn das Wetter natürlich mitspielt. Der Begriff Blaue Stunde bezieht sich auf die Zeitspanne innerhalb der abendlichen oder morgendlichen Dämmerung, während der sich die Sonne so weit unterhalb des Horizonts befindet, dass das blaue Lichtspektrum am Himmel noch bzw. schon dominiert und die Dunkelheit der Nacht noch nicht eingetroffen bzw. schon vorbei ist. Aber bevor wir die Kamera in die Hand nehmen, gibt es hier eine kurze Physik Stunde.
Blaue Stunde – bisschen Physik
Das Himmelsblau während des Tages wird durch die Rayleigh-Streuung verursacht, aufgrund derer mehr Licht kürzerer Wellenlänge – also blaues Licht – gestreut wird. Wenn allerdings das Sonnenlicht im Verlauf der Dämmerung immer schräger einfällt und einen längeren Weg durch die Erdatmosphäre nimmt, ist immer mehr Licht bereits herausgestreut, bevor es den Himmel über dem Ort der Dämmerung erreichen kann. Da dies insbesondere für das blaue Licht gilt, würde das dazu führen, dass der Himmel im Zenit nach Sonnenuntergang eher gelblich oder grünlich wäre.
Mit dem schrägen Lichteinfall hat das Licht aber auch einen längeren Weg durch die Ozonschicht in 15 bis 30 Kilometer Höhe, weshalb die Chappuis-Absorption zum Tragen kommt, die sich während des Tages nicht bemerkbar macht, da sie deutlich schwächer als die Rayleigh-Streuung ist.
Bereits im Jahr 1880 hatte der französische Chemiker James Chappuis erkannt, dass Ozon sichtbares Licht blau färbt, da es Licht im gelben, orangen und roten Spektrum absorbiert, wodurch das blaue Licht sozusagen übrig bleibt. Man hielt aber das Himmelsblau durch die damals bekannte Rayleigh-Streuung bereits für vollkommen ausreichend erklärt, so dass man diesem Effekt in dieser Hinsicht keine Bedeutung beimaß.
Erst 1952 erkannte der US-amerikanische Geophysiker Edward Hulburt (1890–1982) diesen Zusammenhang. Er stieß darauf, als er die Intensität und Färbung des Lichts während der Dämmerung vermaß und mit den theoretisch vorhergesagten Werten verglich. Durch die Größenordnung der Abweichungen konnten Messfehler ausgeschlossen werden. Erst als Hulburt, dem die Absorptionswirkung des Ozons bekannt war, die Chappuis-Absorption in seine Berechnungen einbezog, waren Theorie und experimentelle Daten in Einklang zu bringen.
Mit dem bei Dämmerung immer länger werdenden Weg durch die Erdatmosphäre nimmt die Bedeutung der Rayleigh-Streuung für die Färbung des Himmels im Zenit ab, die Bedeutung der Chappuis-Absorption dagegen nimmt zu. Zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs ist die Färbung nur zu einem Drittel auf die Rayleigh-Streuung und zu zwei Dritteln auf die Chappuis-Absorption zurückzuführen, im späteren Dämmerungsverlauf wird letztere zum einzigen maßgeblichen Effekt.
Über die Entdeckung dieses vollkommen zufällig erscheinenden harmonischen Zusammenspiels zweier so unterschiedlicher physikalischer Effekte staunte Hulburt selbst und brachte dies in einem Dankschreiben für eine Auszeichnung, die er für seine Forschungen erhielt, zum Ausdruck. (Quelle: Wikipedia)
Aber jetzt kannst du dich wieder entspannen, der Unterricht ist vorbei und jetzt gibt es Ideen und Tipps rund um die blaue Stunde und die Streetfotografie.
Streetfotografie in der blauen Stunde
Sollte es sich ergeben und die Sonne möchte sich morgen am Himmel zeigen, dann überlege doch mal raus zu gehen. Für die blaue Stunde hast du ja zwei Chancen. Entweder ziehst du vor der Dämmerung schon in die Stadt und hast Kamera und Stativ unterm Arm, oder du verschiebst das ganz eher auf den Abend, kurz vor dem Sonnenuntergang. Beide Zeiten der blauen Stunde haben ihren Reiz in der Stadt. Am Morgen sind die Straßen wohl möglich noch leer und am Abend kannst du gleich das „bunte“ Treiben auf den Straßen mit ins Bild holen. Hier ist für Frühaufsteher und Langschläfer etwas dabei.
Tipp für danach
Stephan
Am Morgen, nachdem die Bilder im Kasten sind, gehe noch schön zum Brunch ins Straßencafe´. Und am Abend, dann lecker Essen gehen mit Freunden.
Am Abend kann man natürlich noch nach der blauen Stunde mit der Kamera weiter ziehen. Ab in die Nachtaufnahmen sage ich nur. Und egal wann ihr unterwegs seit folgende Dinge solltet ihr mitnehmen.
- frische Akkus
- Speicherkarten
- Stativ
- Kamera mit Weitwinkelobjektiv bis leichtem Teleobjektiv
Wie immer sage ich gerade bei der Streetfotografie, oder Architekturfotografie in der Stadt, nimm eher weniger Equipment mit. Dann machst du dir auch mehr Gedanken über die Motiv Auswahl. Und so ganz nebenbei soll man als Fotograf nicht wie ein Packesel unterwegs sein. Da ist immer die Gefahr, das etwas kaputt geht oder viel schlimmer, auch geklaut werden kann. Du sollst dich aber auf die Fotografie konzentrieren und nicht das alle Sachen noch da sind.
Die blaue Stunde ist sehr kurz und deshalb solltest Du die selben Spots öfter aufsuchen, denn du entdeckst bestimmt immer neue Situationen in der morgendlichen oder abendlichen blauen Stunde.
Kein Stativ was nun?
Solltest Du kein Stativ besitzen, dann nutze Mauern, Stromkästen und andere Dinge wo du deine Kamera abstellen kannst. Du solltest dann auf jeden Fall ein Handtuch mitnehmen, so kannst Du deine Kamera auch auf feuchte Stellen abstellen und ausrichten. Damit kann man auch kleine Unebenheiten ausgleichen.
Und wenn du die Kamera nicht „abstellen“ kannst, dann schau wo Du dich mit der Kamera zusammen anlehnen kannst. Damit ist das Thema verwackeln auch ein bisschen gelöst. Und zum Schluss musst Du einfach mal mit der ISO Zahl nach oben gehen. Vielleicht kannst du dann wieder in 1/125 fotografieren. Mache einfach mehrere Aufnahmen, auch mal mit Luft anhalten und sofort auslösen. Wer eine kleine kompakte Kamera hat, ist hierbei klar im Vorteil, denn das „fette“ Teleobjektiv bringt die ganze Statik schnell ins schwanken.
Colourkey – blaue Stunde
Wenn Du Bilder mit viel Blauanteil geschossen hast, dann schaue dir doch mal am Rechner an, was passiert, wenn die die anderen Farben einfach mal „wegzauberst“ So kann eine interessante Fotoserie entstehen und du betrachtest die Bilder eventuell ein bisschen anders.
Ich hoffe für jeden von euch ist wieder ein Tipp dabei gewesen. Viel Spaß bei der Fotografie und ich freue mich auf deinen spontanen Kommentar zur blauen Stunde und der Fotografie.
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5 Replies to “Ab in die blaue Stunde”