Heute brauchst du neben deiner Kamera und dem Objektiv für die Langzeitbelichtung auch ein Stativ. Oder wenn es nicht anders geht, einen festen Untergrund auf dem du den Body abstellen kannst. Und sollte dich das Thema langfristig faszinieren, dann solltest du auch über einen Fernauslöser nachdenken. Dabei ist es egal ob klassisch mit Kabel oder per Funk. Wenn Du wie ich zu den Menschen gehörst, die mit Kabel auf Kriegsfuß stehen, dann gebe die paar Euro mehr aus. Deine Knochen werden es dir danken.
Was ist eine Langzeitbelichtung
Als Langzeitbelichtung wird in der Fotografie eine Belichtungszeit von oft mehreren Sekunden bezeichnet. Langzeitbelichtungen werden bei schwachen natürlichen Lichtquellen eingesetzt oder im technischen und künstlerischen Bereich, um Bewegungsabläufe aufzuzeigen.
Thematisch besteht ein Zusammenhang zur Available-Light-Fotografie, die jedoch nicht auf Langzeitbelichtungen beschränkt ist. Die Ausnutzung des verfügbaren Lichts im Zusammenhang mit kürzeren Belichtungszeiten ist ebenso durch hochempfindliche Filme oder Bildsensoren und lichtstarke Objektive möglich, da die Verwendung des Stativs nicht gewollt oder nicht möglich ist. In der Nachtfotografie werden Langzeitbelichtungen eingesetzt, das Anwendungsgebiet ist jedoch universeller.
Wirkung der Langzeitbelichtung
Langzeitbelichtungen zeigen einen Ausschnitt der Zeit, wie wir ihn bei bewegten Motiven nicht wahrnehmen können. Im Gegensatz zu Fotografien mit kurzer Belichtungszeit halten sie nicht einen kurzen Augenblick fest, sondern sie bilden das Motiv in einem längeren Prozess ab. Bewegungen werden dabei verwischt, sie zerfließen in der Zeit. Dieser Effekt tritt je nach Bewegungsgeschwindigkeit bereits bei vergleichsweise kurzen Belichtungszeiten von weniger als einer Sekunde auf.
Die ca. zweijährigen Belichtungszeiten vom Potsdamer Platz durch Michael Wesely zeigen einen Horizont durch die neuen Gebäude hindurch, der schon vor der Bebauung des Platzes zu sehen war. Auch die Sonnenbahnen treten als helle Streifen sehr stark in den Vordergrund.
Durch die lange Belichtungszeit ergibt sich bei bewegten Objekten eine große Bewegungsunschärfe, die als gestalterisches Mittel genutzt werden kann (siehe Light Painting). Bewegte Objekte oder Personen verschwimmen und können sogar völlig „verschwinden“, was bei z. B. Architekturaufnahmen genutzt werden kann. Im Dunkeln hinterlassen helle Objekte (z. B. Scheinwerfer von Fahrzeugen) Lichtstreifen. Langzeitaufnahmen eines Nachthimmels (ohne Beeinflussung störender Lichtquellen wie beispielsweise Straßenbeleuchtungen) lassen die Sterne durch die Erddrehung wie Striche bzw. Kreissegmente aussehen.
Ausgenutzt wird der Bewegungseffekt beispielsweise auch bei Motiven mit fließendem Wasser oder Wolkenbewegung, um diese weich und verschwommen darzustellen. Bei derartigen Situationen wird typischerweise ein Neutraldichtefilter eingesetzt, um ausreichend lange Belichtungszeiten zu ermöglichen.
Neben den Bewegungseffekten fallen auch Belichtungen zum Beispiel innerhalb der Architekturfotografie darunter, da die Priorität bei immobilen Objekten auf niedrigem Rauschen (geringe ISO-Zahl) und ausreichender Schärfe (geeignete Blende) liegen und nicht auf der Belichtungszeit. (Quelle: Wikipedia)
Einsatz der langen Belichtungszeit
Wie bereits am Anfang erwähnt benötigst du für die Belichtungszeiten, trotz Bildstabilisator ein Stativ. Denn meistens bewegen wir uns bei 10 Sekunden und mehr. Aber wann kannst du die Langzeitbelichtung als Gestaltungsmittel einsetzen? Wenn Du z.B. Wasser am Meer fotografieren möchtest und es wie ein Teppich aussehen soll, dann kommt eine längere Belichtungszeit in Frage. Oder wenn der Wasserfall nicht mit jedem Tropfen eingefroren werden soll. Diese Aufnahmen haben eine beruhigende Wirkung auf den Betrachter. Während die einzelnen Wassertropfen eher mit Action in Verbindung gebracht werden.
Ein weiterer Bereich für die Langzeitbelichtung ist die Bewegungsunschärfe. So kannst du dem Bild mehr Dynamik geben. Der einfahrende Zug zeigt dir damit ganz klar wo es lang geht. Aber auch der 100 Meter Läufer, der dadurch unscharf abgelichtet wird, sieht noch einen tick sportlicher aus, als er ohnehin ist. Aber gerade bei Menschen muss man mit diesem Mittel eher sparsam umgehen.
Eine Ausnahme ist, wie das oben aufgenommene „Bild“ am Potsdamer Platz, wenn man die Menschen gerne aus dem Bild wegzaubern möchte. Wie durch Geisterhand sind die vielen Menschen bei einer sehr langen Langzeitbelichtung verschwunden. Damit aber der Rest des Bildes optimal belichtet ist benutzt man meistens einen sogenannten ND Filter. Aber dazu später noch ein bisschen mehr.
Ein weiteres Einsatzgebiet ist bewegtes Licht z.B. auf der Straße. Die einsame Straße in der Nacht wird durch den Lichtstreifen des vorbeifahrenden Autos mit Leben gefüllt. Oder die Autobahn sieht auf einmal richtig hell aus. Und auch in der Nacht kann man die Langzeitbelichtung gut für romantische Bilder nutzen. Also du siehst die Langzeitbelichtung kann vielseitig eingesetzt werden und dir fallen bestimmt noch eine Menge andere Sachen ein, die man so in Szene setzen kann. Wie hier im Regierungsviertel kannst du die lange Belichtungszeit auch in der Architektur nutzen.
ND- oder Graufilter, was ist das nun wieder
Ein ND Filter – oder auch Graufilter genannt – wird auf das Objektiv geschraubt, um das einfallende Licht zu dämmen. Die Funktion ist ähnlich wie bei einer Sonnenbrille. Schaut man direkt mit dem Auge in die Sonne, so dauert es nicht lange, bis man nur noch weiß sieht. Der Sensor der Kamera ist mit unserer Iris vergleichbar und kann ebenfalls „geblendet“ werden, wenn zu starkes Licht einfällt. In der Folge wird das Bild zu hell oder unbrauchbar. ND heißt ausgeschrieben „Neutraldichtefilter“.
Neutraldichte – „Neutral“ bedeutet, dass der Filter keinen Einfluss auf die Farb-Wiedergabe oder Intensität hat. „Graufilter“ bedeutet nicht etwa, dass Grautöne herausgefiltert werden, sondern dass die Filter in verschiedenen Abstufungen / Intensitäten grau eingefärbt sind.
Unterschiedliche Stärken von ND-Filter lieferbar. ND-Wert: Ist auf dem Filter z. B.: ND2 angegeben, so handelt es sich um einen linearen Verlängerungsfaktor. Die Verschlusszeit kann mit diesem Filter um das doppelte verlängert werden. Würden wir ohne Filter mit 1 Sekunde Belichtungszeit an die Helligkeitsgrenze stoßen, so könnte mit diesem Filter 2 mal so lange, also 2 Sekunden mit gleicher Blende und ISO belichtet werden.
Geläufige Werte gehen bei 8 los und gehen bis zum Wert von 64 hoch. Damit kannst du schon wirklich viel Zeit „rausschlagen“. Du kannst auch gute Filter miteinander kombinieren. Aber es gibt auch einen ND 1000 Filter, den du bei sehr hellen Tageslicht einsetzen kannst und die Belichtung „strecken“ kannst. ND Filter und mehr findest du z.B. bei Rollei. Ob Aufsteckfilter oder Schraubfilter, das würde ich grundsätzlich vom Einsatzgebiet und wie viele Objektive du hast, abhängig machen. Mit dem Rechteckfilter kannst du viele Filtergrößen abdecken.
Profile: Instagram – Facebook – Gemeinsam Erleben